Plenarvortrag Angelika Redder
Diskursive Wissensprozessierung im Studium, mehrsprachig
Angelika Redder (Hamburg)
Zu schriftlicher Wissenschafts- und Hochschulkommunikation wissen wir aufgrund komparatistischer funktional-pragmatischer Analysen bereits recht viel. Exemplarisch sei auf drei Monographien verwiesen: Thielmann (2009) zu Deutsch-Englisch, da Silva (2014) zu Deutsch-Italienisch, Emam (i. Dr.) zu Deutsch-Arabisch. Zur mündlichen Wissenschaftskommunikation bieten Hohenstein (2006) und Carobbio (2015) mit Vortragskommentierungen (deutsch-japanisch/italienisch) Einblicke an der Schnittstelle von Textualität und Diskursivität. Mündliche Hochschulkommunikation ist in ihrer komplexen sprachlichen Handlungsstruktur ein vergleichsweise junges Forschungsfeld. Hierzu konnte das deutsch-italienische VW-Verbundprojekt euroWiss eine Reihe von komparativen empirischen Analysen vorlegen, an die anzuknüpfen ist (z. B. Hornung, Carobbio, Sorrentino 2014; Redder, Heller, Thielmann 2014; Hornung, Heller, Redder, Thielmann 2015; im englischsprachigen Überblick: Thielmann, Redder, Heller 2015). Besonders die Differenzierung von Formaten der Prozessierung wissenschaftlichen Wissens – hier: ‘diskursive’ versus ‘textuelle Wissensprozessierung’ – können einen substantiellen Ausgangspunkt für die aktuelle Diskussion zur „Internationalisierung“ von Hochschulen im Kontext von Mehrsprachigkeit bieten.
Kritische Stimmen hinsichtlich der Selbstverständlichkeit von ELF (z.B. Haberland et al. 2013, Knapp 2014, Colin & Umlauf 2015, Fabricius et al. 2016) setzen derzeit eine innovative Diskussion in Gang. Kann es unter Bedingungen von Mehrsprachigkeit überhaupt eine Praxis der diskursiven Wissensprozessierung geben, wie im Memorandum von euroWiss (publiziert im Jahrbuch DaF 39, 2015) gefordert wird? Analytische Kenntnisse, Mehrsprachigkeitskonzepte und praktische Erprobungsversuche sollen diesbezüglich diskutiert werden.