Plenary Stephan Schlickau
Ausgewählte Aspekte englischsprachigen Wissenschaftsmanagements in internationalen Forschungsprojekten
Stephan Schlickau (Hildesheim)
Die Internationalisierung von Universitäten wird seit Jahren u.a. durch die Finanzierung internationaler Verbundprojekte gefördert. Typischerweise sind von diesen Projekten regelmäßig annual reports zu verfassen. Oft werden diese durch Status Workshops oder annual meetings vorbereitet. Hierdurch prägt der (Teil-)Zweck der Vorbereitung eines Textes und damit auch dessen Adressat die eigentlich diskursive Situation solcher Treffen.
Auf der Basis einer Analyse des Argumentierens während eines solchen Treffens geht der Vortrag der Frage nach, wie der Zweck des Projektberichts (nämlich in erster Linie die Erfolge eines Projekts darzustellen) den Diskurs beeinflusst. Es entstehen Formen des Argumentierens, die man aus wissenschaftlicher Perspektive im besten Fall als defizitär – weil unlogisch oder zu implizit – bezeichnen würde, wenn man sie denn überhaupt als Argumentieren ansehen würde. Im hier betrachteten Kontext aber erweisen sie sich als hochfunktional, indem die Hörer auf der Grundlage minimaler Darstellungen höchst kooperativ ihre Überzeugung signalisieren oder die Forschergruppe das für den Projektbericht notwendige gemeinsame Wissen erweitert – und zwar spezifisch ein solches Wissen, was im Hinblick auf den Adressaten und den Zweck des Projektberichts günstig erscheint. Die Beispiele weisen darauf hin, dass sich die Kommunikation unter Forschern im Wissenschaftsmanagement sehr deutlich von Wissenschaftskommunikation unterscheidet. Zudem legen sie die Annahme nahe, dass sprachliche Präzision (hier: in der lingua franca Englisch) vor dem Hintergrund stillschweigender Einigkeit über den wesentlichen Zweck eines Projektberichts eine geringere Rolle spielen könnte.